Gefühlt gab es für mich dieses Jahr nur Sommer. Müssen wir Nordmenschen immer etwas länger auf das schöne Wetter warten, erfreute uns die Sonne hier im hohen Norden doch tatsächlich schon Anfang April mit ihren ersten, warmen Strahlen. Der Himmel war immer blau und es gab Tage, da konnte man die Hitze flimmern sehen. Überall war so eine Sommerleichtigkeit spürbar und gefühlt kamen wir aus unseren Flip Flops gar nicht raus. Mittendrin in dieser Hitze überrollte uns wiedermal die Fashionindustrie mit Outfits für mehr obenrum, wollig untenrum und animal prints in sämtlichen Variationen. Selbst im Supermarkt schauten uns schon wieder die Dominosteine an und sagten; Nun ist es Zeit für den Herbst. Aber der Sommer wollte uns nicht verlassen. Er blieb bis Ende September!
Was soll ich sagen, ich war diesen Sommer eindeutig im Himmel. Dieser Sommer gab mir alles, wonach ich mich seit gefühlt 4 Jahren gesehnt habe. Wärme, Leichtigkeit, das süße Nichtstun. Wer mich suchte, fand mich lümmelnd auf meiner Gartenliege oder erwischte mich badend in der Ostsee. Ich fuhr mit meinem Roller „Luigi“ in die Abendsonne und schlürfte alles an Kaltgetränken, was diesen Sommer so angesagt war. Ich aß auch alles, was ja angeblich „Frau“ im Sommer nicht essen sollte, wg. Bikini-Figur und so. Ich war glücklich!
Aber nun ist es Anfang Oktober und der Sommer hat mich tatsächlich verlassen. Gekommen ist ganz schnell und heftig dieser große Angeber Herbst. Ja er ist ein Angeber. Er klopft schon seit ein paar Tagen heftig an meine Fenster und will mir wohl sagen, dass ich endlich aus meiner leichten Sommerbluse in kuscheliges Cashmere schlüpfen soll. Er hat von allem immer mehr zu bieten, fast schon etwas zu viel. Jedoch keiner kann so gut Burgund, Dunkelgrün und warme Nude-Nuancen. Sich gegen ihn zu wehren ist sinnlos – also lasse ich ihn hinein und schaue mal was passieren wird.
Und dann ist sie da. Diese Lust auf Kürbis, Kaminfeuer und Rotwein. Ich schlendere über den Markt und denke, nun ist es Zeit für gemeinsames Kochen mit den Liebsten und lange Gespräche in meiner Küche. Die Marktstände sind prall und bunt gefüllt. Diese farbenfrohe Opulenz berauscht mich geradezu und ich habe plötzliche Rezeptideen im Kopf. Es gibt da noch diesen besonderen Bordeaux in meinem Weinregal, der nun getrunken werden sollte. Also komponiere am kommenden Wochenende Moos, Hortensienblüten und Hagebutten zu einer rauschenden Tischdekoration und serviere meinen Liebsten Galloway-Filet auf Kürbispüree mit frischen Pfifferlingen und Tomatensud. Ja, ich kann auch Herbst!
Eure Rélana
“Kürbispüree mit Filet, frischen Pfifferlingen und Tomatensud”
Rezept für 4 Personen
Zutaten:
kleines Rinderfilet
Körbchen frische Pfifferlinge vom Markt
Cocktailtomaten
1 Hokkaido Kürbis
2 Möhren, Scharlotten
frische Thymianzweige
Lauchzwiebeln
Olivenöl
Crème fraîche
Salz, Pfeffer
Butter
Zubereitung
Den Hokkaido Kürbis waschen und in kleine Würfel schneiden. Die Möhren putzen und ebenfalls in kleine Würfel scheiden. Mit etwas Butter und den zwei Thymianzweigen beides zusammen in einer heißen Pfanne scharf anbraten. Ca. 2-3 Minuten – bis das Gemüse etwas Farbe annimmt.
Nun die Kürbis-Möhrenmischung in eine Auflaufform bei 160 Grad Heißluft ungefähr 15 Minuten in den Backofen. Zwischendurch mal mit der Gabel prüfen, ob das Gemüse bissfest ist. Anschließend kommt das Gemüse aus dem Backofen und wartet auf die Weiterverarbeitung.
Während das Kürbisgemüse im Backofen gar wird, wird die Pfanne mit Olivenöl auf Temperatur gebracht. Die Schalotten zuerst und dann das Filet ebenfalls von beiden Seiten scharf anbraten. Es darf sich ruhig etwas Bratensud am Pfannenrad bilden, das ergibt später einen schönen Geschmack für den Tomatensud.
Wer das Filet medium mag, nimmt es nun (ca. nach 8 – 10 Minuten) aus der Pfanne und gibt es in den Backofen bei nur 100 Grad. Hier darf es nun ruhen und langsam zart medium werden.
Die Kürbismischung wird mit Crème fraîche, Salz und Pfeffer im Topf püriert. Die Pfifferlinge kurz in die heiße Bratenpfanne, zusammen mit den Cocktailtomaten und den Lauchzwiebeln werden sie kurz geschwenkt.
Das Filet ist nun auch fertig – im Aufschnitt zart und medium. Jetzt darf angerichtet werden. Guten Appetit!